Geniale Prinzipien der Natur


Ein tieferer Blick in das Buch mit:

Entscheider aus Politik und Wirtschaft auf dem Weg zur Stufe ihrer Unfähigkeit.

Veröffentlicht 2020

ISBN: 978-3-658-30689-2
ISBN: 978-3-658-30690-8 (eBook)

Aus dem Inhalt

Vorwort

Der Inhalt dieses Buches – so offensichtlich der Titel auch in eine Richtung weist –, soll Sie, sehr geehrte Leserrinnen und Leser, nicht in Naturschwärmerei versetzen. Auch wenn der gegenwärtig bedrohliche Zustand unsere Existenzgrundlage, der Erde und – damit aufs Engste verbunden – ihr Artenreichtum bzw. ihre vernetzte Biodiversität reichlich Anlass dazu gibt, dass sich viele nach einer „Rückbesinnung zur Natur“ sehnen. Aber Natur und Technik lassen sich nicht trennen! Daher durchdringen – neben Naturphänomenen – auch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Phänomene die Buchkapitel.

Andererseits: Was ist falsch, sich an den romantischen Versen wie die im Abendlied von Matthias Claudius zu erinnern, wenn wir über Millionen Jahre gewachsene Wälder, als fundamentale Lebensspender, dem kurzfristigen schnöden Mammon wegen opfern und damit unwiderruflich zerstören?

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Hügeln
Der weisse Nebel wunderbar.
Matthias Claudius (1778)

Für die heutigen tanzenden „Herren der Menschheit“ (sieh Kap. 8) um das güldene ökonomische „Kalb“ der Erde und deren zunehmende Zerstörung, hält Matthias Claudius in der vierten Strophe ebenso eine Weisheit bereit, die, bezogen auf katastrophale WaldzustaÅNnde im 18. Jahrhundert den heutigen nicht unähnlich ist:

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.

Die Erkenntnis, die sich durch dieses Buch zieht, ist:

So genial uns die Prinzipien der Natur auch erscheinen mögen, so politisch ist deren zukunftsweisender praktischer Einsatz in unserer Lebens- und Arbeitsumwelt rund um den Erdball.

Unser Blick geht in Richtung Zukunft, jedoch ohne die Vergangenheit und die Gegenwart auszublenden, und diese lässt zwei zentrale Fragen aufkommen:

1.
Angesichts der Tatsache, dass alles auf unserem Planeten Grenzen hat, diese aber auf derart egoistische Weise von der Species Mensch überschritten werden und zu ausufernden Katastrophen größten Ausmasses geführt haben und führen, stellt sich die erste Frage:
Wie kann diesem schädlichen Tun Einhalt geboten werden? Anders formuliert: Wie kann die Vernunft des Menschen in Bahnen nachhaltiger Entwicklung gelenkt und den Ästen des Lebens, auf denen wir sitzen, mit deutlich mehr Respekt begegnet werden, obwohl wird bereits dabei sind, sie teils lustvoll abzusägen?

Beispiele dieser für jeden sichtbaren lokalen und globalen Katastrophen in allen Lebensbereichen sind:

• durch Plastik verschmutzte Meere und dadurch verursachtes Fischsterben, sowie inkorporierte schädliche Mikroplastikteilchen entlang der Nahrungskette bis zum Menschen;
• durch ökonomisch getriebene Monokulturen verwüstete und zerstörte ehemals fruchtbare riesige Landflächen;
• zunehmend vergiftete Luft zum Atmen, durch Ausstoss von Kohlendioxid (CO2), Stickoxid (NO2), Methan (CH4), Schwefeldioxid (SO2) und Feinstaub, insbesondere in den Ballungszentren, sowie in der Folge Zunahme von Kreislauferkrankungen;
• durch industrielle Massenproduktion erzeugte preiswerte aber „geschmacklose“ Lebensmittel; deutlicher Trend zur „Wegwerfgesellschaft“, nicht zuletzt auch durch industrialisierte „Obsoleszenz“ bzw. einen geplanten Einbau von Verschleissteilen mit kurzer Lebensdauer;
• Verheerende Auswirkungen einer stattfindenden, weltweiten, deutlich erkennbaren Klimaänderung und vieles mehr.

Politiker als Volksvertreter bzw. Staatenlenker geben sich öffentlich handlungsfähig und besorgt um das Allgemeinwohl der Bürger. Geschäftsführer von nationalen und multinationalen Unternehmen betonen öffentlich ihr grosszügiges Engagement durch „Selbstverpflichtungserklärungen“ zum Schutz der Natur und der Umwelt im Markt, zum Wohl der Belegschaft und der Kunden. Alle sind jedoch intern Gefangene ihrer Organisationsstruktur, und dies auf zweierlei Art:

Erkennbar ist einerseits ein ausserordentlicher Mangel an notwendiger Anpassungsfähigkeit in einer stets dynamischen, vernetzten und zunehmend komplexeren Umwelt. Dies drückt sich seit Jahrzehnten bevorzugt durch verfestigte und starre Hierarchieordnungen aus, in denen leitende Handelnde in Führungsetagen dem Peter-Prinzip* (Peter und Hull, 2015) alle Ehren machen.
* Das Peter-Prinzip, original aus 1970, benannt nach dem kanadischen Lehrer Laurence J. Peter besagt (Peter und Hull, 2015, 25):

„In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu,
bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“

Andererseits zeichnen sich diese Handelnden durch einen spezifischen Mangel an Selbstreflexionsvermögen aus. Dieser ist nicht selten gepaart mit kurzfristigen, routinehaft ablaufenden kausalen bzw. monokausalen Erfolgsstrategien, die letztlich aber der Dynamik der Umwelt zum Opfer fallen. Dies ist unschwer erkennbar, dadurch, dass gesellschaftlich belastenden Folgen verschiedenster Art, die durch mangelhaften Perspektivwechsel eintreten, die angestrebten Erfolgslösungen überdecken. In der Summe führt diese Gegenüberstellung zu mehr belastenden Auswirkungen als vorteilhaften Fortschritten für unsere Lebens- und Arbeitsgrundlage.

Sie fragen nach konkreten Beispielen? Hier sind drei dominante:

• Die Stärkung und Realisierung des gesellschaftlich so ausserordentlich wichtigen Bildungssektors für alle einheimischen und zugereisten Bürger Deutschlands hängt seit Jahrzehnten am Tropf der Politik, mit minimalen Fortschritten, wer auch immer die Regierung bildet. Das hindert Politiker jeglicher Couleur aber nicht daran, Jahr für Jahr mit voller Inbrunst eine „Bildungsrepublik“ Deutschland auszurufen. Das Gegenteil einer „Unbildungsrepublik“ zeigt sich in aller Regelmässigkeit.

• Auf die seit Jahren auseinanderdriftende Bevölkerung in wenige Reiche bzw. Superreiche einerseits und eine nicht hinnehmbare überwältigende Mehrheit von Armen und Existenzbedrohten andererseits, haben die Handelnden an den Schaltstellen der Politik bislang keine zielorientierten nachhaltigen Lösungen parat, ausser gelegentlichen, höchst faulen Kompromissen. Im Gegenteil! Es scheint so, als würde der soziale Kit in der Gesellschaft noch beschleunigt brüchiger werden. Die weitreichenden Folgen dieser Politik wären verhängnisvoll.

• Die Politik betreibt in fataler Weise, oft im Schulterschluss mit der Industrie, ein risikoreiches Spiel der Nachsorge ihrer Bevölkerung, obwohl Risikovorsorge das eigentliche Gebot der Stunde ist. Deutlich erkennbar ist diese Politik im Umgang mit dem Klimawandel (siehe weiter unten), den immerhin noch eine fanatische, aber machtvolle Minderheit von Klimaleugnern in Politik und fossiler Energiewirtschaft mit ihrem neuartigen Handwerkszeug fake news nicht sehen oder gezwungenermassen nicht sehen wollen.

Nachsorgepolitiker erkennen aufgrund ihrer oft statischen Standpunkte und fehlenden Perspektivwechsel aus heraufziehenden gesellschaftlichen Problemen zu spät den Ernst der Lage. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, also versuchen wir es wieder heraufzuholen. Besser, es wäre erst garnicht hineingefallen!

Was sind das für gewählte Politiker, die ohne eine fundierte, durch qualitative und quantitative Prüfungskriterien abgelegte Politikerlehre sich befähigt fühlen, über Millionen Bürger weitreichende Entscheidungen zu treffen, ohne fundierte, wirksame rückgekoppelte Kontrollmechanismen?

Ein systemischer Blick in das politische Denken und Handeln der gegenwärtigen „Ampel-Regierung“ – nicht nur zum Generalthema Klima und Energie – zeigt deutlich den von Peter vorgezeigten Weg einschlägiger Politiker zur Stufe ihrer Unfähigkeit.

Wer als handelnder Politiker geschworen hat, Schaden vom Volk abzuwenden und das Gegenteil praktiziert, oft begleitet von enormen Folgeproblemen und Folgekosten, hat jede Berechtigung zur Ausübung des Berufs verfehlt. Er sollte gehen oder gegangen werden! Was für den österreichischen Alpinisten und Extremkletterer Paul Preuss (1886–1913) die von ihm formulierten sechs Grundsätzen – insbesondere der sechste – für ein sicheres Klettern war, gilt in übertragenen Sinn auch für heutige, in gesellschaftlicher Verantwortung stehende Personen (kursive Ergänzungen beziehen sich auf handelnde Personen der Gegenwart):

„Zu den höchsten Prinzipien gehört das Prinzip der Sicherheit (Nachhaltigkeit). Doch nicht die krampfhafte, durch künstliche Hilfsmittel erreichte Korrektur eigener Unsicherheit (Mangel an Selbstreflexion), sondern jene primäre Sicherheit, die bei jedem Kletterer (jeder Führungsperson) in der richtigen Einschätzung seines Könnens zu seinem Wollen beruhen soll.“*
*https://de.wikipedia.org/wiki/PaulPreuss (Zugegriffen am 11.12.2018).

2.
Angesichts der unumstoÅNsslichen Tatsache, dass ein „weiter so wie bisher“, nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen – eigentlich reicht bei klarem Blick in unsere engere und weitere Umwelt schon der gesunde Menschenverstand – zu keinem nachhaltigen vorteilhaften Fortschritt für die Mehrzahl der Menschen führt, stellt sich die zweite Frage:

Welche Wege oder Umwege müssen wir konsequent einschlagen, die komplexen und hochkomplexen Zusammenhänge unserer bisherigen Lösungsvorschläge besser verstehen zu lernen als wir es bislang auch nur annähernd konnten? Ergänzend dazu lässt sich noch fragen: Existieren irgendwelche Vorbilder, die uns leiten können, Wege aus den selbstgeschaffenen chaotischen Zuständen des Zusammenlebens auf unserem Planeten zu finden?

Buchstäblich an dieser Stelle stossen wir mit unseren Gedanken, unseren kreativen Impulsen und unserer Intelligenz, auf die langzeitbewährten, durch höchste Qualitätskontrolle gesicherte genialen Prinzipien, auf grundlegende Eigenschaften der Natur. Sie sind es, die seit Jahrmilliarden bis in die Gegenwart den Fortschritt und das Überleben von Existenzen und seit zirka einer viertel Million Jahre die des homo sapiens, des weisen Menschen, gesichert haben.


Es ist der eigentliche Zweck dieses Buches, in vielen Belangen die genialen Naturprinzipien für unsere menschengemachten Probleme zu Rate zu ziehen um daraus erstrebenswerte Strategien für nachhaltige, resiliente und fehlertolerante Produkte, Prozesse und Organisationen zu erschaffen.

Das vorliegende Buch ist das letzte einer Trilogie (Teil 1: Systemische Bionik, 2015; Teil 2: Das Ende der Nachsichtigkeit, 2018, beide Springer, Wiesbaden), durch die sich der rote Faden eines Postulats zieht, das mit dem Titel, insbesondere auch mit dem Untertitel dieses Buches den Kern unseres notwendigen Denkens und Handelns auf unserem begrenzten Planeten Erde ausdrückt.

Bis weit in die Zukunft gesehen existiert keine adäquate Alternative zu unserer Evolution auf der Erde. Daher ist es nicht nur ein Gebot der Vernunft sondern eine grundlegende Existenzfrage für alle Lebewesen unseres Planeten, sich die genialen Prinzipien der Natur zu Nutze zu machen. Deren perfektes, evolutionäres Zusammenwirken – auch mit der unbelebten Natur – hat dazu geführt, dass unsere gegenwärtigen „technischen“, „organisatorischen“, „ökonomischen“, „sozialen“ Leistungen entstanden sind und per se überragende naturverträgliche Leistungen kostenlos zur Verfügung stehen.

Wir Menschen sind ohne weiteres dazu fähig und bereits auf dem Weg, in kürzester Zeit mit aller Macht diesen evolutionären Schatz von unermesslichen Reichtum zu zerstören und zu vernichten. Jedenfalls wird sich – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – der fortschreitende Prozess der Evolution, auf seinen verschlungenen und vernetzten Entwicklungspfaden, im heraufziehenden anthropozänen und humanoiden Zeitalter, geschickt adaptieren und sich weiterentwickeln – ob mit oder ohne menschliches Zutun ist dabei von geringer Bedeutung!

Die unwidersprochene Tatsache, dass wir als Teil der Evolution unsere heimatliche Erde als die Lebensgrundlage schlechthin bislang bewahren, unsere vielfältigen Ziele und Wünsche erfüllen und Fortschritte ungeahnten Ausmasses realisieren konnten, trotz kleinerer und grösserer Widerstände, scheint in vieler Hinsicht ernsthaft gefährdet. Es ist im wortwörtlichen Sinn ein Kampf ums Dasein. Ein bedeutsamer – wenn nicht der bedeutendste – Motor dieser Auseinandersetzung ist das Klima bzw. der Klimawandel. Zahlreiche Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen erläuterten beeindruckend Zusammenhänge zwischen Politikern, Industriellen der fossilen Energiewirtschaft als „Klimaleugner“ einerseits und den Befürwortern des Klimawandels andererseits. Sie zeigen die stattfindende geballte Macht um die Vorherrschaft der Meinung.

Erwähnenswert sind die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), Hans Joachim Schellnhubers Werk aus 2015 über „Selbstverbrennung“, in dem er die „fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff“ herausstellt, oder dasjenige des Klimaforschers Michael E. Mann und des Karikaturisten Tom Toles „The Madhouse Effect“, deutsch: Der Tollhaus Effekt (2018).

Die notwendige systematische Anpassungen an den Klimawandel ist bis in die Gegenwart des Jahres 2023 kaum gelungen! Die vorherrschende Polykrise wird von den Entscheidern in Wirtschaft und Politik, deren oberste, linear-kausale Ziele Gewinnmaximierung und Machterhalt sind, teils völlig ignoriert.* Der IPCC-Bericht aus 2023** spricht hier eine deutliche Sprache.

* Wie bereits vorab erwähnt: Entscheider aus Politik und Wirtschaft auf dem Weg zur Stufe ihrer Unfähigkeit.
**https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-cycle/(zugegriffen 1.4.2023).

Einleitung

Der Mensch und die Natur.
Einigen wir uns auf wirtschaftlicher Grundlage:
Ich zerstöre nicht deinen Fortschritt, und dafür gibst du mir im Guten
deine Biodiversität.“ (d. A.)

Wie lernen wir die Natur besser kennen?

Indem wir sie in ihrer Ganzheit bzw. Vernetzung präsentieren, zumindest so gut, wie wir sie bislang verstehen. Wir verstehen sie nur in ihrer funktionellen Divergenz und Biodiversität ähnlich einem Wimpernschlag im Verhältnis zu unserer eigenen Lebensspanne.
Erinnert wird an einen der grössten, wenn nicht sogar den grössten Universalgelehrten, dem selbst Charles Darwin huldigte: Alexander von Humboldt. Zumindest aber inspirierten Humboldts Reisebeschreibungen Darwin bei seinem eigenen Werk, „Origin of Species“ (Werner 2009 , S. 68–95). Auf Alexander von Humboldt gehen die Einsichten von „Wechselwirkungen“ in der Natur zurück, die uns heute immer noch weitgehend fehlen bei der Lösung unserer Probleme. Kreisläufe und Wirkungsnetze, visualisiert am Beispiel eines Organismus Baum bzw. einer Lebensgemeinschaft Wald, zeigen uns Leben erhaltende Wechselbeziehungen, die wir Menschen mit stupiden Wachstumszwängen unreflektiert exzessiv zerstören und unser eigenen Fortbestand damit aufs Spiel setzen. Weitsichtiges problemvorbeugendes Denken und Handeln gegenüber kurzsichtigem fehlgesteuertem Denken und Handeln ist daher der zentrale rote Faden durch dieses Buch.

Offene Systeme – Voraussetzung für die Entwicklung von Leben und wie wir damit umgehen.

Unsere Erde ist ein überaus fragiles Gebilde. Dieses zu erhalten, hilft einerseits eine nur wenige Kilometer dicke Ozonschicht in der Stratosphäre (15–20 km Höhe). Würde sie fehlen, wäre das schädlich für alle Organismen der Erde. Menschen wären gefährdet vermehrt Hautkrebs oder Augenkrankheiten zu bekommen, Tiere und Pflanzen würden durch die schädlichen UV-B-Strahlung (350–280 nm Wellenlänge) ebenso einem hohen Gefahrenpotential ausgesetzt, das sich bei Pflanzen bis zur Gefährdung der lebenserhaltenden Photosynthese auswirken kann.

Die folgende Abb. zeigt schematisch das Prinzip offener Systeme auf unserem Planeten.

Prinzipskizze offene Systeme in Anlehnung an Riedl (2000 112), stark erweitert d. d. A. Quelle „blue marble“: https://earthobservatory.nasa.gov/blogs/ elegantfigures/2013/04/22/earth-day-and-night/. Quelle „sun“: https://www.nasa.gov/image-feature/active-regions-on-the-sun. (Auf beide Quellen zugegriffen am 5.1.2019)

Offene Systeme sind die Voraussetzung für die Weiterentwicklung lebender Organismen, weil sie permanent Energie und Materie aus derUmwelt aufnehmen um ihren Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Die Endprodukte der organismischen Stoffwechselprozesse werden eliminiert und der Umwelt zur weiteren zyklischen Verarbeitung zugeführt.

Durch die Verarbeitung von Energie und Materie im Organismus wird ein stabiles dynamisches Gleichgewicht geschaffen, sozusagen ein funktionaler Ordnungszustand erreicht, der Unordnung oder Entropie, die nicht in Arbeit umgewandelt werden kann, minimiert. Das funktionale Kreislaufsystem in unserem Körper, unter Beteiligung von spezifischen vernetzten Organfunktionen, ist dafür verantwortlich. Wird der Prozess der internen organismischen Arbeitsverrichtung gestört, werden wir krank.

Die Tatsache, das sich von der unbelebten Umwelt nicht gänzlich unabhängige Organismen überhaupt entwickeln konnten, verdanken sie zuallererst unserer einzigen externen Energiequelle Sonne und einer fortschreitenden Effizienz des inneren Stoffwechsels.

Zusammenfassend könnte man sagen: Je grösser der Energieumsatz und somit die Fähigkeit, differenziert Arbeit zu verrichten, desto unabhängiger bzw. freier ist die eigene Gestaltungsmöglichkeit, während die komplexe dynamische Umwelt zunehmend entropiereicher, reicher an Unordnung wird.

Blicken wir kurz auf unseren eigenen Organismus. Zu welchen ausserordentlichen Leistungseffizienz ein menschlicher Organismus im Stande ist, der einem durchschnittlichen Grundenergieverbrauch von täglich 1800 kcal verbraucht, zeigt die erforderliche Leistung, die ein menschliches Gehirn mit ca. 86 Mrd. Nervenzellen mit jeweils ca. 10.000 Nervenverbindungen benötigt: nur 20 W Leistung, nicht mehr als die Leistung einer Glühlampe (Küppers, 2018a, 55). Mit einem vielleicht 3–4 fach hoÅNheren Watt-Wert verbraucht unsere körpereigener Energieumsatz nur wenig mehr, – übrigens energetische Effizienzwerte, die in der Technosphäre ihresgleichen suchen.

Kampf oder Untergang!

Ein kritischer Blick auf unseren Planeten, die Gesellschaft, die Personen und die Dinge.

Der Titel dieses Kapitels ist herausfordernd! In „Kampf oder Untergang!“ geht es um nicht weniger als die Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaften auf der Erde und die Feinde, die zahlenmässig geringen aber machtvollen „Herren der Menschheit“, denen es noch erlaubt wird, die Erde nach ihrem Gusto zu plündern – ohne Rücksicht auf menschliche, tierische und pflanzliche Verluste.

Drei nach Ansicht des Autors durchaus vernetzte Komplexe werden beleuchtet:

1. Konrad Lorenz „Acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“
2. Die globale Vorausschau auf die Umwelt und
3. Noam Chomskys Feststellung: Warum wir gegen die Herren der Menschheit aufstehen müssen.

Sie alle zeigen die unbedingte Notwendigkeit zu agieren statt zu reagieren, unsere Erde wieder in den Zustand eines zunehmend dynamischen Gleichgewichts zu bringen. Dies muss ohne die von uns selbst initiierte verderbliche Wirkung von „Teufelskreisspiralen“, miteinander wirkenden „positiven Rückkopplungen“ mit ihren unheilvollen Zerstörungskräften auf Organismen geschehen.


Die Biokybernetik kann helfen, durch zunehmenden Einbau von „negativen“, systemstabilisierenden Rückkopplungsschleifen viel zu einem nachhaltigen Fortschritt, der auch begleitet ist von angepasstem Wachstum, beizutragen. Dieser systemstabilisierende Effekt ist nicht auf die Natur selbst beschränkt, denn diese ist darin Meister und bedarf von uns Menschen keiner Belehrung!

Umgekehrt wäre der erfolgversprechendere Weg, der gesellschaftliche bzw. ökonomische, soziale und ökologische Prozesse, in ihrer vorhandenen – oft nicht erkannten – Vernetzung, zu Zielen durch vorausschauende resiliente

Umgekehrt wäre der erfolgversprechendere Weg, der gesellschaftliche bzw. ökonomische, soziale und ökologische Prozesse, in ihrer vorhandenen – oft nicht erkannten – Vernetzung, zu Zielen durch vorausschauende resiliente Strategien und nachhaltigen Fortschritten führt.

Die beste Schule, in der ein junger Mensch lernen kann, dass die Welt einen Sinn hat, ist der unmittelbare Umgang mit der Natur selbst.

Konrad Lorenz 1983.*
*Aus: Wuketits, F. M. (1990) Konrad Lorenz, Leben und Werk eines grossen Naturforschers, Zitatenseite.

Warum dieser von Lorenz geforderte unmttelbare Umgang mit der Natur für junge Menschen dringender denn je ist, nicht zuletzt auch deshalb, weil erwachsene Menschen wenig bis nichts aus den Folgen ihrer desaströsen Naturzerstörung lernen, zeigt die folgende Abb. von weltweit bedrohten Arten.

Bedrohte Arten weltweit. (Quelle: IPBES-Bericht 2019).